Warum wir Armut bekämpfen müssen, um Kinderrechte zu schützen

Artikel 2: Kinderrechte und Armut – Wie Armut die Verwirklichung der Kinderrechte behindert

Warum wir Armut bekämpfen müssen, um Kinderrechte zu schützen

Armut ist eine der größten Hürden, wenn es um die Verwirklichung der Kinderrechte geht. Weltweit sind Millionen von Kindern von Armut betroffen, was weitreichende negative Auswirkungen auf ihre Bildung, Gesundheit und allgemeine Entwicklung hat. Auch in Österreich leben viele Kinder unterhalb der Armutsgrenze. Dieser Artikel beleuchtet, wie Armut die Rechte der Kinder beeinträchtigt und was getan werden kann, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.


1. Die Verbindung zwischen Armut und Kinderrechten

Armut schränkt die Fähigkeit von Kindern ein, ihre grundlegenden Rechte wahrzunehmen, wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) festgeschrieben sind. Diese Rechte umfassen das Recht auf Bildung, angemessene Ernährung, Gesundheitsversorgung und ein sicheres Umfeld. Armut gefährdet all diese Rechte und hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben der Kinder.

Fakten auf globaler Ebene:

  • Weltweit leben etwa 356 Millionen Kinder in extremer Armut (UNICEF).
  • Kinder, die in Armut aufwachsen, haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, die Schule zu besuchen, was ihre zukünftigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt reduziert.

Fakten zu Armut in Österreich:

  • Rund 20% der Kinder in Österreich sind von Armut betroffen. Das entspricht etwa 324.000 Kindern (Statistik Austria).
  • Besonders in städtischen Gebieten wie Wien ist die Armutsgefährdung unter Kindern hoch, was zeigt, dass Armut auch in wohlhabenden Ländern ein gravierendes Problem darstellt.

Mehr Informationen zu Kinderarmut:


2. Auswirkungen der Armut auf die Kinderrechte

Bildung:

  • Kinder aus armen Familien haben oft keinen Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung. Dies kann an fehlenden finanziellen Mitteln für Schulmaterial, Schuluniformen oder Transportkosten liegen. Oft können sich diese Familien keine Nachhilfe oder außerschulische Bildungsangebote leisten, die den Kindern helfen könnten, in der Schule erfolgreich zu sein.

Beispiel:
Ein Kind aus einer einkommensschwachen Familie in Wien hat möglicherweise nicht die finanziellen Mittel, um an Klassenfahrten, Nachhilfestunden oder Schulprojekten teilzunehmen. Das Kind könnte auch in einer überfüllten Wohnung leben, wo es keinen ruhigen Platz zum Lernen gibt. Diese Umstände können dazu führen, dass das Kind mit den schulischen Anforderungen nicht mithalten kann, was seine Leistungen negativ beeinflusst.

Gesundheit:

  • Kinder in Armut haben schlechteren Zugang zu Gesundheitsversorgung. Sie sind häufiger von Mangelernährung betroffen und haben weniger Möglichkeiten, sich in einer sicheren und gesunden Umgebung zu entwickeln.

Beispiel:
In ländlichen Gebieten Österreichs kann der Zugang zu Fachärzt*innen und Spezialkliniken für arme Familien schwierig sein. Lange Anfahrtswege und hohe Behandlungskosten schrecken ab und führen dazu, dass gesundheitliche Probleme nicht behandelt werden.

Lebensbedingungen:

  • Viele arme Familien leben in unsicheren, überfüllten Wohnungen oder in prekären Lebensbedingungen. Kinder, die in solchen Verhältnissen aufwachsen, sind einem höheren Risiko von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung ausgesetzt.

Beispiel:
In urbanen Gebieten Österreichs, wie zum Beispiel in Wien, leben viele Kinder in Sozialwohnungen, die oft überfüllt sind und keine sicheren Spielplätze bieten. Dies schränkt die Möglichkeit der Kinder ein, in einer sicheren Umgebung aufzuwachsen.


3. Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut

Um die Rechte der Kinder zu schützen, müssen konkrete Maßnahmen ergriffen werden, die die Ursachen der Armut adressieren. Hier sind einige Initiativen und Schritte, die helfen können:

Politische Maßnahmen:

  • Einführung und Erhöhung von sozialen Unterstützungsprogrammen für einkommensschwache Familien.
  • Verbesserung des Zugangs zu kostenloser oder erschwinglicher Kinderbetreuung, um Eltern zu unterstützen, berufstätig zu bleiben.

Aktuelle Initiative:
Die Initiative “Kinderarmut abschaffen” setzt sich in Österreich für die Bekämpfung der Kinderarmut ein und fordert politische Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern.

Bildungsinitiativen:

  • Bereitstellung kostenloser Schulmaterialien und Mahlzeiten für Kinder in Not.
  • Förderung von Bildungsprogrammen, die speziell auf benachteiligte Kinder abzielen, um gleiche Chancen zu gewährleisten.

Beispiel:
Programme wie „Lernen macht Schule“ bieten gezielte Lernunterstützung für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien.

Gemeinschaftsinitiativen:

  • Unterstützung von lokalen Organisationen, die Freizeit- und Bildungsaktivitäten für Kinder aus armen Familien anbieten.
  • Förderung von Mentoring-Programmen, bei denen Freiwillige Kinder aus einkommensschwachen Familien unterstützen.

Beispiel:
Die Volkshilfe Österreich bietet Programme an, die direkt auf die Unterstützung armutsgefährdeter Kinder abzielen, einschließlich Bildungsprojekten und Freizeitangeboten.


4. Kindergrundsicherung: Ein Schlüssel zur Lösung

Ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung der Kinderarmut und zur Verwirklichung der Kinderrechte in Österreich ist die Einführung einer Kindergrundsicherung. Dieses Konzept wird von der Volkshilfe Österreich unterstützt und zielt darauf ab, jedem Kind ein Grundeinkommen zu garantieren, das seine grundlegenden Bedürfnisse deckt.

Warum ist die Kindergrundsicherung wichtig?

  • Armutsprävention: Eine Kindergrundsicherung stellt sicher, dass alle Kinder, unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern, eine finanzielle Basis haben, die ihnen Zugang zu Bildung, Gesundheit und Freizeitaktivitäten ermöglicht.
  • Gleichberechtigung: Kinder aus einkommensschwachen Familien erhalten durch die Kindergrundsicherung die gleichen Chancen wie ihre Altersgenossen aus wohlhabenderen Haushalten. Das fördert Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit.
  • Langfristige gesellschaftliche Vorteile: Investitionen in die Kindergrundsicherung können langfristig die sozialen Kosten senken, indem sie Armut reduzieren und die Gesundheit und Bildung der kommenden Generationen verbessern.

Beispiel:
Eine Familie in Österreich, die von der Kindergrundsicherung profitiert, könnte die zusätzlichen Mittel verwenden, um sicherzustellen, dass ihre Kinder Zugang zu außerschulischen Aktivitäten wie Musik- oder Sportunterricht haben, was ihre soziale und persönliche Entwicklung fördert.

Wie funktioniert die Kindergrundsicherung?
Laut Volkshilfe Österreich umfasst die Kindergrundsicherung eine Kombination aus monetären Leistungen und Sachleistungen, die sich am Bedarf des Kindes orientieren. Sie zielt darauf ab, Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen und die finanziellen Belastungen für einkommensschwache Familien zu reduzieren.

Mehr Informationen zur Kindergrundsicherung:


5. Verstöße gegen geltendes Recht und Verzögerungen der Politik

In Österreich ist die UN-Kinderrechtskonvention seit 1992 Teil des nationalen Rechtsrahmens. Diese Konvention legt klar fest, dass das Wohl des Kindes stets im Vordergrund stehen muss. Trotzdem zeigen die hohen Zahlen armutsbetroffener Kinder, dass diese Rechte in der Praxis oft nicht umgesetzt werden. Die aktuelle Lage verdeutlicht, dass die Politik hier im Verzug ist.

Beispiele für Rechtsverstöße:

  • Bildungsrecht: Kinder aus ärmeren Familien haben nicht die gleichen Chancen auf Bildung wie ihre wohlhabenderen Altersgenossen. Damit wird gegen das Recht auf Bildung verstoßen, das in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt ist.
  • Gesundheitsrecht: Kinder in Armut haben oft schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung, was gegen ihr Recht auf den bestmöglichen Gesundheitsstandard verstößt.

Dringende Forderung an die Politik: Es ist höchste Zeit, dass die politischen Entscheidungsträger*innen ihre Verantwortung ernst nehmen und effektive Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut umsetzen. Die Kindergrundsicherung, wie sie von der Volkshilfe vorgeschlagen wird, sollte schnellstmöglich eingeführt werden. Nur so können wir sicherstellen, dass die Kinderrechte in Österreich nicht nur auf dem Papier bestehen, sondern auch tatsächlich gelebt werden.

Für weitere Informationen zur rechtlichen Lage und zum Sorgerecht:


6. Was kannst du tun?

Jede*r kann einen Beitrag leisten, um Kinderarmut zu bekämpfen und die Kinderrechte zu stärken:

  • Unterstütze Organisationen wie die Volkshilfe oder Caritas durch Spenden oder ehrenamtliche Mitarbeit.
  • Informiere dich über die Rechte der Kinder und setze dich in deinem Umfeld für deren Einhaltung ein.
  • Mach die Politik aufmerksam: Schreibe an lokale Politiker*innen und fordere sie auf, Maßnahmen gegen Kinderarmut zu ergreifen.
  • Bildung fördern: Engagiere dich in lokalen Bildungsinitiativen und unterstütze Kinder aus einkommensschwachen Familien.

Gemeinsam können wir sicherstellen, dass jedes Kind in Österreich die gleichen Chancen hat, unabhängig von seiner sozialen Herkunft. Das Wohl der Kinder muss immer an erster Stelle stehen!


Links zu weiteren Ressourcen:


 

Aussagen betroffener Kinder

Anna, 8 Jahre:
“Ich mag die Schule, aber es ist manchmal schwer für mich, mich zu konzentrieren, weil ich morgens oft ohne Frühstück gehe. Meine Mama sagt, dass wir nur genug Essen für den Abend haben. Ich habe manchmal Bauchschmerzen, weil ich hungrig bin, aber ich sage nichts, weil ich Mama nicht traurig machen will. Ich wünschte, wir hätten mehr zu essen.”

Jonas, 11 Jahre:
“Meine Freunde reden immer über die neuesten Spielsachen und Videospiele. Ich höre zu, aber ich sage nichts, weil ich weiß, dass wir uns das nicht leisten können. Manchmal lade ich keine Freunde zu mir nach Hause ein, weil ich mich für unsere kleine Wohnung schäme. Es fühlt sich an, als ob ich immer der Außenseiter bin, weil ich nicht die gleichen Sachen habe wie sie.”

Selin, 9 Jahre:
“Ich liebe es zu zeichnen und möchte später einmal Künstlerin werden. Aber wir haben nicht genug Geld, um mir Farben und Papier zu kaufen. In der Schule benutze ich oft die Rückseiten von alten Blättern zum Malen. Wenn ich andere Kinder sehe, die ihre schönen Kunstwerke zeigen, werde ich traurig, weil ich nicht dasselbe machen kann.”

Lukas, 7 Jahre:
“Meine Mama sagt, dass wir uns kein Fahrrad leisten können. Alle meine Freunde haben eins, und sie fahren nach der Schule zusammen herum. Ich muss immer zu Fuß gehen, und das macht mich oft traurig. Ich hoffe, dass ich eines Tages ein eigenes Fahrrad bekomme, damit ich mit ihnen mitfahren kann.”

Elif, 10 Jahre:
“Manchmal können wir die Heizung nicht einschalten, weil wir sonst nicht genug Geld haben, um die Rechnung zu bezahlen. Meine Geschwister und ich schlafen dann alle zusammen in einem Zimmer, um uns warm zu halten. Ich verstehe, dass meine Eltern ihr Bestes geben, aber ich hoffe, dass wir irgendwann nicht mehr frieren müssen.”


Dieser Artikel betont die Bedeutung des Kindeswohlvorrangigkeitsprinzips und fordert entschlossenes Handeln, um die Armut und die damit verbundenen Ungleichheiten zu bekämpfen. Dein Einsatz kann dazu beitragen, die Welt für alle Kinder ein Stück gerechter zu machen.